PCSK9-Hemmer: Therapie für Hochrisikopatienten | Ratgeber Cholesterin

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Innovativer Behandlungsansatz mit PCSK9-Inhibitoren

Ein dauerhaft zu hoher LDL-Cholesterinspiegel kann Folgeerkrankungen nach sich ziehen, denn er begünstigt sogenannte atherosklerotische Plaques, die Blutgefäße verschließen und damit zu einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall führen können. Damit es gar nicht erst soweit kommt, ist es wichtig, die richtige Therapie zur Senkung des LDL-Cholesterins zu wählen. Neben einem gesunden Lebensstil zählen hierzu auch Medikamente wie PCSK9-Hemmer (PCSK9-Inhibitoren).1,2 Erfahren Sie hier alles rund um diese Therapieform und für wen PCSK9-Inhibitoren infrage kommen.

Was ist PCSK9?

Cholesterin kann nur in verpackter Form über das Blut transportiert werden. Als „Pakete“ nutzt der Körper sogenannte Lipoproteine (Verbindungen aus Fetten und Eiweißen), zu denen das LDL (Low Density Lipoprotein) und das HDL (High Density Lipoprotein) zählen. LDL-Cholesterin-Pakete werden von der Leber zu den anderen Organen transportiert. HDL-Cholesterin-Pakete wandern in entgegengesetzter Richtung zurück zur Leber, wo überschüssiges Cholesterin verarbeitet und abgebaut wird.3
Der Abbau von Cholesterin findet innerhalb der Leberzellen statt. Dafür muss es allerdings zunächst die äußere Hülle der Zellen passieren – die Zellmembran. Darin sitzen sogenannte LDL-Rezeptoren, die als Andockstellen für das LDL-Cholesterin dienen, es in das Zellinnere schleusen und dabei auch selbst in die Zelle hinein gelangen.4
Wenn die LDL-Rezeptoren der Leber ihre Arbeit getan haben, kann sie der Körper recyceln und zurück an die Zelloberfläche führen. Dieser Schritt bleibt jedoch aus, wenn sich der körpereigene Botenstoff PCSK9 an die LDL-Rezeptoren haftet.5 Ist das der Fall, wird der Rezeptor stattdessen in der Zelle abgebaut.
PCSK9 hat also die Aufgabe, die Anzahl der LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen zu regulieren – und genau an diesem Punkt greifen PCSK9-Inhibitoren an. Wenn viel PCSK9 vorhanden ist, verbleibt in der Folge mehr LDL-Cholesterin im Blut, das sich in den Gefäßwänden ablagern kann, weil es nicht mehr in die Leber geschleust wird.6 Dadurch kann PCSK9 dazu beitragen, dass Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) entstehen. Umgekehrt können Medikamente, die PCSK9 gezielt abfangen, den LDL-Cholesterinspiegel um Blut senken.

Info

Eine Arteriosklerose beschreibt die Ablagerung von fetthaltigen Plaques – einer Ansammlung von Lipiden und anderen Stoffen, zum Beispiel weißen Blutkörperchen – an den Gefäßen.

PCSK9-Hemmer können LDL-Cholesterin stark reduzieren

PCSK9-Hemmer, die auch als PCSK9-Inhibitoren bezeichnet werden, gehören zu einer Medikamentengruppe, die natürlich vorkommenden Abwehrstoffen des Körpers ähnelt: Es handelt sich dabei um Antikörper.7 Das sind Eiweiße (Proteine), die heute bei der Behandlung vieler unterschiedlicher Erkrankungen zum Einsatz kommen und aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken sind. Im Gegensatz zu anderen Arzneimitteln werden Antikörper nicht mit Hilfe chemischer Verfahren hergestellt, sondern in lebenden Zellen produziert. Das Prinzip hat sich die Wissenschaft von der Natur abgeschaut und im Labor durch ein biotechnologisches Verfahren einen speziellen Antikörper entwickelt, der sich gegen ein definiertes Ziel richtet, nämlich gegen das körpereigene Protein PCSK9.8

Was sind Antikörper?

Es handelt sich um Abwehrstoffe, die das Immunsystem auch im Rahmen seines natürlichen Schutzes bildet, um zum Beispiel Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen.

PCSK9-Inhibitoren sollen also dabei helfen, den Abbau von LDL-Rezeptoren in der Leber zu hemmen.9 Somit bleiben mehr dieser Rezeptoren erhalten und der LDL-Cholesterinspiegel sinkt. Bei einer Behandlung mit PCSK9-Hemmern wird die Substanz per Fertigpen meist vom Patienten selbst oder in seltenen Fällen vom Arzt subkutan (unter die Haut) verabreicht. Dies kann den Anteil des LDL-Cholesterins um bis zu 60 Prozent senken.10
Die folgende Infografik zeigt, in welchem Zusammenhang PCSK9, LDL-Rezeptoren und der LDL-Cholesterinspiegel stehen. Zusammengefasst lässt sich festhalten: Je weniger PCSK9 vorhanden ist, desto mehr LDL-Rezeptoren bleiben erhalten, die das LDL-Cholesterin aus dem Blut fischen und in die Leber transportieren. Als Ergebnis sinkt der LDL-Cholesterinwert.
Veranschaulichung wie PCSK9-Inhibitoren zu einem sinkenden LDL-Cholesterinspiegel beitragen

PCSK9-Hemmer: Für welche Patienten kommt diese Behandlung infrage?

Ärzte ziehen eine Behandlung mit PCSK9-Inhibitoren in Erwägung, wenn ein sehr hohes Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung besteht. Das schließt zum Beispiel auch das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, mit ein. Ein sehr hohes kardiovaskuläres Risiko, bedeutet zum Beispiel:11
  • erblich bedingt einen zu hohen Cholesterinspiegel (familiäre Hypercholesterinämie) und zusätzlich weitere Hauptrisikofaktoren (zum Beispiel Diabetes mellitus) oder
  • eine eindeutig dokumentierte durch Arteriosklerose verursachte Erkrankung (dazu zählen Herzinfarkt und Schlaganfall oder der Nachweis von atherosklerotischen Plaques anhand bildgebender Verfahren zu haben.
Aber auch in diesen Fällen versuchen Ärzte meist, das LDL-Cholesterin zuerst mit einem anderen Medikamenten, zum Beispiel mit Statinen, zu senken.12 Kann der LDL-Wert trotz dieser Behandlung nicht ausreichend reduziert werden, gewinnt eine Therapie mit PCSK9-Hemmern an Relevanz.13 Wie weit das LDL-Cholesterin zu senken ist, hängt dabei vom individuell empfohlenen Zielwert ab. Menschen mit hohem Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung können diese Gefahr eingrenzen, wenn sie besonders niedrige LDL-Cholesterinwerte erreichen. Generell gilt: je niedriger die LDL-C-Werte, desto besser.

Achtung!

Medikamente, die effektiv Ihre Blutfettwerte senken können, sind kein Ersatz für eine gesunde Lebensweise. Bleiben Sie in Sachen Lebensstil, das heißt Sport und Ernährung, stets selbst am Steuer. Sie sind der Kapitän Ihrer Gesundheit, Ärzte und Arzneimittel sind Teil Ihrer starken Crew.
Sprechen Sie mit einem Facharzt wie Ihrem Internisten, Kardiologen oder Diabetologen darüber, welche Therapie für Sie geeignet ist. Sie konnten noch keinen entsprechenden Experten finden oder haben spezielle Fragen an den Arzt? Bei uns werden Sie fündig!

  1. Martinez, Ramon: Das Cholesterin-Buch. So senke ich meine Blutfettwerte. Neueste Therapien – gesicherte Maßnahmen. Hannover: Humboldt. 2019. S. 146-147.
  2. Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: Arterienverkalkung: Ursachen & Risikofaktoren. URL: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/arteriosklerose/ursachen-risikofaktoren.html (11.09.2023).
  3. Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V. Cholesterin Ratgeber. URL: https://www.lipid-liga.de/images/PDF/Cholesterin-Ratgeber.pdf (11.09.2023).
  4. ebd.
  5. Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern) und Kassenärztliche Bundesvereinigung: Familiäre Hypercholesterinämie: PCSK9-Hemmer als effektive zusätzliche Therapieoption. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/179669/Familiaere-Hypercholesterinaemie-PCSK9-Hemmer-als-effektive-zusaetzliche-Therapieoption (11.09.2023).
  6. ebd.
  7. PharmaWiki: PCSK9-Inhibitoren. URL: https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=PCSK9-Inhibitoren (11.09.2023).
  8. Martinez, Ramon: Das Cholesterin-Buch. So senke ich meine Blutfettwerte. Neueste Therapien – gesicherte Maßnahmen. Hannover: Humboldt. 2019. S. 146-147.
  9. ebd.
  10. ebd. S. 147.
  11. Herstiftung: Cholesterin - was ist das?. URL: https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/cholesterin/was-ist-cholesterin (12.09.2023)
  12. ebd.
  13. ebd.

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